Interview mit WeLikeWeb Geschäftsführer Herrn Andreas Muscheid.

Herr Muscheid, Shopify ist schon jetzt sehr groß, wächst rasch weiter und hat bereits eine Million Kunden weltweit. Die haben allein im zweiten Quartal 2020 Waren im Wert von mehr als 30 Milliarden Dollar verkauft. Also: Shopify ist riesig. Aber ist der Anbieter auch gut?

Shopify ist ein sehr gutes Online-Shop-System, vor allem im Vergleich mit anderen Anbietern. Besonders gut gefallen mir die vielen ansprechend gestalteten Muster-Vorlagen, „Themes“ genannt.

Mit denen kann man sein Online-Business in nur zwei, drei Tagen starten – und das ohne selbst etwas programmieren zu müssen. Ein großer Vorteil für jeden Neustarter ist auch, dass man mit den Spotify-Apps ganz einfach an die großen Marketing-Kanäle andocken kann.

Einige Shopify-Anwendungen sind allerdings zu sehr auf die Verhältnisse in den USA und Kanada ausgerichtet, also auf die Länder, in denen das Unternehmen gestartet ist.

 

Welche Shopify-Tools sind für Online-Verkäufer besonders gut und wichtig, welche weniger?

Extrem wichtig ist die Anbindung an Google Shopping. Das bringt schnell neue Kunden. Außerdem lässt sich mit Shopify die „Conversion Rate“ rasch steigern: Aus Interessenten werden Käufer. Wer etwas Bestimmtes sucht, wie z.B. ein Babybett, dem zeigt Shopify automatisch ähnliche Produkte an, so etwa eine Babydecke.

Sehr nützlich finde ich auch das „Dashboard“: ein Analyse-Tool mit den wesentlichen Informationen zu den Kunden und ihrem Kaufverhalten. 
Weniger wichtig ist für mich das Shopify-Forum. Dort findet man nur begrenzt die Infos, die man gerade sucht. Auch der Kundenservice („Support“) ist nicht immer hilfreich – zumindest im günstigsten Shopify-Paket („Basic“)

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Was macht Shopify so besonders, was machen sie besser als andere Anbiete von Online-Sbop-Systemen?

Mit Shopify macht es auch ohne große technische Fähigkeiten richtig Spaß, einen eigenen Online-Shop zu starten. Die drei größten Vorteile sind das optisch ansprechende Design, die Optimierung der Seiten für Mobilfunknutzer und die problemlos funktionierenden Updates.

Gerade letzteres bekommen viele andere Anbieter nicht so gut hin. Sie starten zu umfassende Updates, so dass die Spezifikationen des eigenen Online-Shops oft nicht mehr funktionieren. Dadurch entstehen hohe technische Folgekosten für einen Programmierer etc.

 

Was können andere Anbieter von Online-Shop-Systemen besser als Shopify?

Sie sind meist schon länger auf dem deutschen Markt tätig und kennen sich mit den hiesigen Besonderheiten wie z.B. Datenschutz oder Warenwirtschaftssystemen besser aus.

Die klassischen Service-Pakete von Shopify kosten 29, 79 oder sogar 229 Dollar im Monat – je nach Umfang. Wer braucht welches Paket, wer braucht wieviel Shopify?

Das Basis-Paket würde ich vor allem Neu-Startern empfehlen. Wenn nötig, kann man aber jederzeit aufstocken und ein umfassenderes Leistungspaket bestellen. Diese Shopify-Varianten sind zwar teurer, bieten aber deutlich mehr und kosten weniger Gebühren bei den unterschiedlichen Zahlungsmethoden. Am Ende muss aber jeder selbst kalkulieren: Was ist für mich günstiger – der niedrigere Preis pro Monat oder die geringeren Gebühren für Bezahlungssysteme.

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Und für wen lohnt sich das umfassendste Service-Paket „Shopify Plus“, das erst ab 2000 Dollar pro Monat zu haben ist?

„Shopify Plus“ eignet sich insbesondere für bereits etablierte Online-Shops – ab grob geschätzt 20.000 Euro Umsatz im Monat. Mit „Shopify Plus“ lassen sich z.B. Bezahlprozesse individualisieren und fast der gesamte Workflow rund um Kunden und Bestellabläufe automatisieren.

Ein Beispiel: „Shopify Plus“ schickt einem Kunden der „Bezahlung bei Lieferung“ ausgewählt hat, aber etwas nachlässig ist, automatisch Erinnerungsmails. Um so etwas muss sich der Shop-Betreiber dann gar nicht mehr kümmern.

 

Wie gut funktionieren der von Shopify selbst so angepriesene Kundenservice? Wie schnell helfen sie den Online-Shops wirklich?

Das hängt davon ab, welches Leistungspaket der Shop-Betreiber gewählt hat. Beim Basis-Angebot kümmert sich der Support eher um die grundsätzlichen Fragen der Kunden, so etwa um Verständnisprobleme. Wer aber speziellere Details wissen will, sollte sich lieber an einen Experten aus dem weltweiten Shopify-Netzwerk wenden. Die verlangen – je nach Qualifikation – meist zwischen 30 und 150 Dollar Honorar pro Stunde.

Ein Problem bildet dabei aber häufig die Sprachbarriere: Der Shopify-Support spricht bevorzugt englisch und hat mehr Erfahrungen auf dem amerikanischen und kanadischen Markt. Deshalb schalten viele deutsche Online-Shops gern eine heimische Internet-Agentur ein. Die kennt sich mit den Eigenheiten des deutschen Marktes aus. Einige dieser Agenturen betreiben hierzulande sogar selbst Online-Shops: Ihre Erfahrungswerte helfen wiederum den Kunden beim Aufbau eines eigenen Internet-Angebotes

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Haben Sie eigentlich auch einen Online-Shop und nutzen auch Shopify? Welche Erfahrungen haben Sie persönlich gemacht – und welche Ihre Kunden?

Ich betreibe tatsächlich gemeinsam mit einem Partner einen Online-Shop: „KidsWoodLove“ für nachhaltige Baby- und Kindermöbel aus Holz. Unsere Seite hat sich, auch dank Shopify, sehr gut entwickelt.

Aber auch unsere Internet-Agentur „WeLikeWeb“ betreut derzeit sechs Kunden, die Shopify einsetzen. Einige von ihnen waren vorher bei anderen Anbietern, sind mittlerweile aber von den Shopify-Vorteilen überzeugt. Natürlich profitieren auch sie von unseren eigenen Erfahrungen mit Shopify.

Auf Bewertungsportalen wie Trustpilot bekommt Shopify oft schlechte Noten – allerdings fast ausschließlich von Käufern, die auf dubiose Online-Shops hereingefallen sind. Was müsste Shopify hier dringend verbessern?

Das Unternehmen sollte genauer überprüfen, ob die dort agierenden Anbieter auch wirklich seriöse, vertrauenswürdige Shops sind. Wenn nicht, dürfen sie ihre Produkte dort auf keinen Fall weiter anbieten. Shopify sollte außerdem energisch gegen diese dubiosen Online-Shops vorgehen, denn deren inakzeptables Verhalten schadet letztendlich auch dem guten Ruf von Shopify.

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